Stadtgeschichte | Stadt Oer-Erkenschwick

Die geschichtliche Entwicklung der Stadt Oer-Erkenschwick

Oer-Erkenschwick liegt geografisch am nördlichen Rand des Ruhrgebiets in der sogenannten Ballungsrandzone. In dieser Übergangszone profitiert die Stadt durch die gute Erreichbarkeit sowohl von der städtischen Infrastruktur der benachbarten Oberzentren im Ballungsraum Rhein-Ruhr als auch von den Vorzügen der unmittelbaren Nähe zur waldreichen und hügeligen Landschaft der Haard und dem überregional bedeutsamen Naturpark "Hohe Mark" mit seinen zahlreichen aktiven Freizeitangeboten. Das Stadtgebiet umfasst insgesamt 38,8 Quadratkilometer, von denen mehr als 2/3 land- und forstwirtschaftlich genutzt werden. Die Stadt hat nach kräftigen Einwohnerzuwächsen in den letzten Jahren nunmehr über 31.000 Einwohner und hat sich als funktionsfähiges Mittelzentrum im Kreis Recklinghausen zwischenzeitlich zu einem attraktiven Wohnstandort entwickelt.

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Bergbau- und Geschichtsmuseum

Highlight des Museums ist die Revierbude, ein Veranstaltungsort der seinesgleichen sucht.
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Heimatmuseum

Der Verein für Orts- und Heimatkunde widmet sich der Förderung von Heimatkunde und -pflege.
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Die Stadtgeschichte Oer-Erkenschwicks im engeren Sinne ist vergleichweise kurz. Erst vor 91 Jahren, im Jahre 1926, erhielt Oer-Erkenschwick den Status einer eigenständigen Gemeinde, die allerdings seinerzeit noch verwaltungsmäßig dem Amtsverband Datteln zugeordnet war. Die Stadtrechte und damit die volle Selbständigkeit erhielt die Stadt am 02. März 1953. Oer-Erkenschwick gehört daher formal betrachtet zu den jüngsten Städten des Landes und hat dennoch geschichtliche Wurzeln, die wesentlich weiter zurückreichen. Die ältesten Spuren menschlicher Existenz, die in der näheren Umgebung gefunden wurden, reichen zurück bis in die mittlere Steinzeit (ca. 12000 – 4000 v. Chr.). Deutliche Zeugnisse für dauerhafte Siedlungen auf dem heutigen Stadtgebiet lassen sich auf den Zeitraum von 1000 – 800 v. Chr. Datieren. Die erste urkundliche Erwähnung Erkenschwicks erfolgte im Jahr 1150 im Heberegister der damals bedeutenden Abtei Werden. Etwa aus der gleichen Zeit stammen auch Aufzeichnungen über den damaligen Reichshof Oer.

Tiefgreifende Veränderungen, die bis heute nachwirken, vollziehen sich bedingt durch das Fortschreiten der Industrialisierung um die Jahrhundertwende. Die ursprünglich, durch Land- und Forstwirtschaft geprägte Wirtschafts- und Sozialstruktur erfuhr durch das Aufkommen und das Wachstum des Bergbaus einen vollkommenen Wandel.

Am 02. Juni 1899 begann die Abteufung des Schachtes 1 des späteren Bergwerks Ewald-Fortsetzung und bereits im Jahre 1908 waren dort 1.600 Bergleute beschäftigt. Der große Bedarf an Arbeitskräften konnte in dieser Phase nur durch zahlreiche Zuwanderer, vorwiegend aus östlichen Provinzen des damaligen Deutschen Reiches, gedeckt werden. Dies beeinflusste auf Dauer nachhaltig das politische, soziale und kulturelle Leben. Die Einwohnerzahl erhöhte sich bis in die 20er Jahre des auslaufenden Jahrhunderts von 1.000 auf 13.500. Noch heute sind die sogenannten Kolonien, jene typischen Wohn- und Lebensformen der Bergbaustädte, auch für einige Bereiche Oer-Erkenschwicks prägend.
Ebenso hat das breite und vielfältige Vereinsleben unserer Stadt in zahlreichen Fällen seine Ursprünge in der Zeit des industriellen Aufbaus und steht oft auch in direktem Zusammenhang mit der Existenz der Schachtanlage. Beispiel dafür sind nicht nur der Bergmannsverein "Glückauf" und die Ortsgruppe des DRK (offiziell gegründet 1906), sondern auch der erste Sportverein, der Arbeiter-Radfahrerbund "Solidarität" und der MGV-Sängerbund.
Welche zentrale Bedeutung der Bergbau für das wirtschaftliche und soziale Leben der jungen Großgemeinde Oer-Erkenschwick hatte, wird an den dramatischen Auswirkungen der Zechenstilllegung im Jahre 1931 deutlich. Vor dem Hintergrund der großen Weltwirtschaftskrise hatte auch das heimische Bergwerk Absatzprobleme und stellte den Betrieb ein. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung waren fortan von der Arbeitslosigkeit betroffen, so dass in der Tat Oer-Erkenschwick für einige Jahre zur "ärmsten Gemeinde Preußens" wurde.

Dieses Bild hat sich aber inzwischen grundlegend gewandelt und es ist vor allem das Ergebnis einer beispielhaften Aufbauleistung nach dem 2. Weltkrieg, dass Oer-Erkenschwick heute als zukunftorientierte und zukunftsfähige Mittelstadt auf einer soliden Basis steht. Auch wenn es letztlich die Gesamtheit aller Bürger war, die diese erfolgreiche Entwicklung getragen hat, so ist sie doch untrennbar mit den Namen der ehemaligen Bürgermeister Wilhelm Winter und Heinz Netta verknüpft. Es ist nicht zuletzt ihr Verdienst, dass die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Tragfähigkeit der Stadt erheblich verbessert wurde und die kommunale Selbständigkeit auch nach der regionalen Gebietsreform im Jahre 1975 auf Dauer erhalten blieb.

Nach 100jähriger Bergbaugeschichte hat die Stadt mittlerweile ihre Abhängigkeit von diesem einst so dominanten Wirtschaftszweig verloren. Der extreme Anpassungs- und Stilllegungsdruck und der damit verbundene rapide Stellenabbau im Ruhrkohlenbergbau ist zwar nicht spurlos an Oer-Erkenschwick vorüber gegangen, ein wirtschaftlicher und sozialer Niedergang wie in der Vergangenheit konnte aber erfolgreich verhindert werden.

Mit der Ausweisung neuer Gewerbe- und Industrieflächen konnten durch die Ansiedlung neuer Unternehmen, vor allem von mittelständischen Betrieben verschiedenster Branchen, zahlreiche neue und vom Bergbau unabhängige Arbeitsplätze geschaffen werden. Größter Arbeitgeber vor Ort ist heute eine Fleisch- und Wurstwarenfabrik, deren weit reichende Geschäftsbeziehungen dazu beigetragen haben, dass Oer-Erkenschwick inzwischen auch ein bedeutsamer Standort der Nahrungsmittelindustrie geworden ist.
Steigende Einwohnerzahlen und der damit einhergehende stetig wachsende Wohnraumbedarf erforderten die Erschließung neuer Wohngebiete, die auch in der Gegenwart zielstrebig fortgesetzt wird. Insbesondere die anhaltende Nachfrage nach den eigenen vier Wänden hat dazu geführt, dass kleinteilige und aufgelockerte Siedlungsstrukturen mit vorwiegend 1- und 2-Familienhäusern das heutige Stadtbild prägen.

Ein wichtiger Schwerpunkt der kommunalpolitischen Aktivitäten war und ist die konsequente Förderung der breit gefächerten Schul- und Bildungsangebote in der Stadt. Bestehende Schulen wurden modernisiert und erweitert, neue Schulen wurden errichtet. Die Schullandschaft am Ort mit allen Schulformen des gegliederten Systems wird abgerundet durch Einrichtungen der Kultur und Weiterbildung. Hier seien beispielhaft die neue Stadtbücherei und das modernisierte Gebäude der Volkshochschule genannt. Ergänzend dazu werden natürlich auch das traditionell breite Vereinswesen und die Arbeit ehrenamtlicher Einrichtungen systematisch unterstützt.

Erholung, Freizeit und Sport werden in Oer-Erkenschwick groß geschrieben. Letzteres wird u. a. an zahlreichen Erfolgen deutlich, die durch Sportler aus verschiedenen Vereinen unserer Stadt errungen wurden. Gerade für sportliche Aktivitäten stehen auf dem Gebiet der Stimbergstadt vielfältige und z. T. modernste Anlagen zur Verfügung. Die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Freizeitstätte "Stimbergpark" war und ist richtungsweisend für andere Städte. Eine völlig einmalige Art der Freizeitgestaltung bietet seit Mai 2004 das neue Freizeitbad und Saunaparadies in Oer-Erkenschwick: "maritimo" (www.maritimo.info). Damit wurde das Profil der Stadt als Sport- und Freizeitzentrum noch weiter geschärft.

Umfangreiche bauliche und verkehrliche Maßnahmen haben im letzten Jahrzehnt das Erscheinungsbild unserer Stadt maßgeblich verändert. Mit dem Um- und Rückbau der Verkehrsflächen in der Innenstadt und der flächenhaften Verkehrsberuhigung in den Wohngebieten wurde nicht nur die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer verbessert, sondern auch die Lebensqualität unserer Einwohner erheblich erhöht. Der Berliner Platz und die Kreisverkehre im Stadtkern haben Oer-Erkenschwick nicht nur zu einer unverwechselbaren Identität verholfen sondern gelten bei Stadt- und Verkehrsplanern im Lande als vorbildlich. Als Gesamtergebnis aller Bemühungen einer behutsamen städtebaulichen und funktionalen Erneuerung der Innenstadt verfügt Oer-Erkenschwick nunmehr zu Recht über eine "Neue Mitte", die allen Bedürfnissen moderner Daseinsvorsorge Rechnung trägt. Am Berliner Platz und entlang der Stimbergstraße schlägt das merkantile Herz der Stadt, hier ist die Stätte für Begegnung und Kommunikation. Dabei stehen alle Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote sowie die kulturellen Einrichtungen natürlich nicht nur für Oer-Erkenschwicker Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung. Nicht unerwähnt bleiben sollte daher auch, dass zwei moderne Hotels in der Stadt nicht nur als Übernachtungsmöglichkeiten, sondern auch als Tagungsstätten zur Verfügung stehen.

Oer-Erkenschwick nach der Jahrtausendwende ist eine Stadt, in der sich alle hier lebenden Menschen wohl fühlen und mit Stolz sagen können: "Das ist unsere Stadt, hier sind wir zu Hause!".